"Die zahnlosen Warzenschweine"
Eine Fabel von Oskar Freysinger
 


Wer heut in Waffen geht, ist doof.
So sprach ein borst'ger Philosoph,
der stolz und zahnlos referierte
und sich pazifisch profilierte.
Kein Schwein grunzt mehr nach Schneidezähnen,
denn heutzutag - es ist zum Gähnen,
blökt wie ein Lamm, wer Wolf einst war,
drum ist auch die Gefahr so rar.
Es sagte noch das Borstenschwein
mit lautem Grunzen und Gegrein:
"Ihr wisst, dass eure Zähn beim Schmusen,
den Säun zerkratzen ihren Busen,
und dass die Pflege solcher Hauer
sehr stark ins Geld geht auf die Dauer.
Die Sauwirtschaft wird malträtiert,
drum schnell die Zähn wegoperiert."
Es überzeugte dieser Sudel
gar manchen Keiler aus dem Rudel.
Der Zahnarzt feilte Tag und Nacht
und bald schon war das Werk vollbracht.
Es grinste fortan jeder Schlund
nurmehr entwaffnet in die Rund.
Und in der Gegend weit und breit
suhlt sich die Sau in Sicherheit.
Da kam ein Tier aus fernem Land,
das sich auf Frieden nicht verstand,
und würgte ohne Rast und Reue
das ganze Rudel ab wie Säue.
Die Schweine quietschten laut zur Wehr,
doch ohne Waffe ging nichts mehr.
Man sah die Erde rings erröten,
der liebe Frieden, er ging flöten.
Das fremde Tier, es frass sich satt,
weil man es eingeladen hat,
durch zahnlos freundliche Manier
ins einstmals friedliche Revier.
Und die Moral dieser denkwürdigen Geschichte:
Das Friedlichsein allein
nützt keinem Schwein.
Die Welt ist nun einmal gemein.
Wer zahnlos ist, erhält halt eben
sein Fett weg - wenn nicht gar das Leben.
Ich danke fürs Zuhören.
Meine Fabel heute heisst: "Die zahnlosen Warzenschweine."